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Die Gründungsjahre

Dem Vorbild der Badener nacheifernd, vereinigten sich Flugbegeisterte aus allen Bevölkerungsschichten in Lenzburg, Olten und im Wynental zu lokalen Segelfluggruppen. Die gediegenen Jubiläumsschriften der SG Lenzburg und der SG Olten erzählen ausführlich von der anspruchsvollen Aufbauarbeit jener Zeit. Der Initiative zum Zusammenschluss in einer Sektion des Aero-Clubs ist der rege Erfahrungsaustausch und der gemeinsame Wunsch nach permanenten Möglichkeiten zu Windenstart und Flugzeugschlepp Pate gestanden. Die Chronik der Segelfluggruppe Olten berichtet von einem "fulminanten" Flugbetrieb am 29. April 1934 auf dem Flugplatz Gheid. Am gleichen Abend wurde im Café Ring die Sektion "Jura" von Mitgliedern der SG Baden, Lenzburg, Olten und Wynental auf Einladung und unter dem Tagespräsidium von Jakob Spalinger gegründet.
Die Metamorphose der Sektion "Jura" in die Sektion Aargau ist unklar. Gegen Jahresende 1934 muss im Restaurant Füchslin in Brugg unsere Sektion mit dem Badener Industriellen Dr. Walter Mäder als Präsident konstituiert und dem Zentral Aero-Club gemeldet worden sein. Die Delegierten des Aero-Clubs der Schweiz haben an Ihrer Jahresversammlung am 5. Dezember in Neuenburg die von Willy Blendinger ausgearbeiteten Statuten der neuen Sektion Aargau rasch sanktioniert. Historisch gesicherten Grund betreten wir wieder mit der 1. Generalversammlung am 19. Januar 1935 in Baden; sie bestätigte den bisherigen Vorstand mit Dr. Walter Mäder sowie den sieben Segelfliegern Willi Blendinger; Medard Sidler, Theodor Judith, Jakob Spalinger, Karl Flachsmann, Paul Schweri und Hermann Bircher.

 

Die SG Baden protokolliert in ihrem 4. Jahresbericht von 1934 mit Stolz ihr 1. Segelfluglager beim Sennhof auf dem Heitersberg mit 5 Flugzeugen und 16 Piloten. Vom 12. bis 25. August konnten in 227 Starts 4 Stunden und 10 Minuten geflogen werden, mitinbegriffen ein 42-Minuten-Streckenflug von Jakob Spalinger nach Affoltern.

 

Die am 27. September 1934 neugegründete SG Brugg beginnt mit dem Bau des Zöglings-136. Flugberechtigt ist nur wer vorher mindestens 150 Baustunden geleistet hat. Karl Danner beschreibt im Jubiläumsbuch der SG Lenzburg den Beginn der Schulung bei den Bettaler Höfen, auf der Lenzburger Schützenmatte und vom Eichberg ob Seengen, allwo ein fliegerfreundlicher Bauer seinen Gaul für den Rücktransport auf den Berg zur Verfügung stellt. Nach 15 Geradeaus-Flügen verzeichnet Karl Danner eine Jahresflugzeit von 39 Sekunden.

 

Die SG Olten veranstaltet Flugtage in Zusammenarbeit mit Schwestergruppen der Sektion. Der Flugtag der SG Wynental Ende September bringt bei idealem Wetter und kollegialem Mitwirken aller Gruppen einen grossen Publikumserfolg und einen bescheidenen Zustupf in die Gruppenkassen.

 

Die Aargauischen Segelfluggruppen hatten vorerst auf unzähligen Feldern und Hügeln ihre Hängegleiter per Gummiseil zu kurzen Geradeausflügen in die Luft katapultiert. Erstmals im Birrfeld starteten die Badener mit einer ausgeliehenen Autowinde. Ein spektakulärer Flugtag am 10. November 1935, etwas nördlich des heutigen Platzes, von der Lokalpresse in Poesie und Prosa löblich kommentiert, weckte die Sympathie der benachbarten Bevölkerung und brachte der neu gegründeten Segelfluggruppe Brugg einen willkommenen Beitrag an den Bau ihres ersten Flugzeuges. Um so deprimierender war es dann für den Sektionsvorstand und die speditive Flugplatzkommission, dass die streitbare 2. Generalversammlung der Sektion vom 14. März 1936 in Brugg nach stundenlanger Diskussion die vorgeschlagene Pacht von 100 x 600 m Wiesland zu Fr. -.03 pro Quadratmeter schlussendlich ausschlug, mit dem Argument, die Pacht sein kaum verkraftbar, der Flugplatz Olten genüge den Bedürfnissen. Vorstand und Flugplatzkommission waren jedoch keinesfalls gewillt, die zentrale Idee der Sektionsgründung preiszugeben. Der vorgesehene Landstreifen sei, so argumentierten sie, "bei Thermik und Biswind sehr aufwindgünstig hindernisfrei in der Summe der Entfernungen zu den aargauischen Segelfluggruppen ein Minimum und in der Summe der Entfernungen zu den Güllenlöchern der Bauern ein Maximum, und daher im Kaufpreis am günstigsten." Sektions- und Kommissionspräsident schlossen am 5. Juli 1936 auf eigenes Risiko mit den Bauern Pachtverträge bis zum Jahresende ab.

 

Mit der rasch eintreffenden Bewilligung des Eidgenössischen Luftamtes für den Flugzeugschlepp, dem 2. Flugtag der SG Brugg und dem Fluglehrerkurs im November 1936 hatten sich die Segelflieger auf ihrem Platz festgeflogen. Die provisorischen Pachtverträge konnten glücklicherweise für das Jahr 1937 im Einverständnis mit der Generalversammlung verlängert und die selbstlosen Flugplatzpioniere aus ihrer Bürgschaft entlassen werden. Durch die zunehmende Anzahl Segelflieger wurde es wünschbar, auch während den Wochentagen Flugbetrieb im Birrfeld durchzuführen. Das machte Besprechungen mit den Grundeigentümern nötig. Es führte dazu, dass sie sich entschlossen, uns 37'650 m2 zum Kauf anzubieten. Seit dem 19. Oktober 1937 starten die Aargauer Motor- und Segelflieger ab eigenem Grund und Boden.

 

Was nun für den Ausbau des bescheidenen Flugfeldes fehlte, war das liebe Geld. Sektionsmitglieder und viele Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Zivil- und Militärluftfahrt setzten sich spontan für eine breite Sammelaktion ein. Mit dem Initialbeitrag des Aargauischen Regierungsrates fand sich denn auch ein wohlwollendes Echo. Heute, fast 50 Jahre später, erinnert sich ein damaliger Gemeindeschüler und heutiger Leistungspilot, wie er von seinem Vater mit sanftem Druck eingeladen worden sei, 50 Rappen von seinem Sackgeld zu opfern. Er erwarb damit die Urkunde, die ihm den Dank für den gespendeten Quadratmeter Flugplatzgelände dokumentiert.

 

Ein stimulierender Beitrag für die rasche Entwicklung des Flugplatzes war wohl die grosse handwerkliche Eigenleistung am Bau des ersten Hangars. Architekt Richard Hächler, schon die treibende Kraft für das Zustandekommen der ersten Landkäufe, verstand es glänzend, die Baupläne mit seiner ansteckenden Begeisterung durch die tatkräftige Mithilfe der Sektionsmitglieder zu realisieren. In der gemeinsamen Arbeit wuchs ein besseres Verständnis zwischen den fünf Segelfluggruppen und eine enge Kameradschaft innerhalb der Sektion.

 

Das 1. Internationale Segelfluglager auf dem Jungfraujoch im September 1935 unter der technischen Leitung von Jakob Spalinger offenbarte einen Leistungsrückstand der Eidgenossen recht deutlich. Willy Blendinger als Mitglied der Jury musste die Überlegenheit der nördlichen Nachbarn unter der Führung von Ernst Udet neidlos anerkennen. Die beiden Badener übermittelten denn auch die gewonnenen Erfahrungen im Alpensegelflug ihren Kameraden im Birrfeld für späteren erfolgreichen Nachvollzug. Solcherlei Anstösse verfehlten ihre Wirkung keineswegs. Hans Sandmeiers Flug auf seinem Spyr 3 am 29. März 1937 vom Birrfeld nach Tannay bei Genf bedeutete einen neuen schweizerischen Streckenrekord. Im Juli klassierte er sich am ersten internationalen Rhönwettbewerb im deutschen Segelfliegermekka überraschend als erster Ausländer im 4. Rang.

 

Da Dr. Walter Mäder seine Präsidialaufgabe mit der Sektions- und Flugplatzgründung als erfüllt sah, übergab er die Leitung der erstarkten Fliegergemeinschaft dem erfolgreichen Sport- und Militärpiloten Hans Sandmeier.

 

Das 4. Internationale Flugmeeting in Dübendorf vom 25. Juli bis 1. August 1937 gestaltete sich zu einer erstmaligen fliegerischen Grossveranstaltung auf dem europäischen Kontinent. Die beiden Badener Flachsmann und Spalinger repräsentierten mit ihren Kameraden den Segelflug in einer Siebenerstaffel. "Wie diese wahren Ikarus-Jünger sich lautlos umkreisten, spielerisch im Licht umgaukelten, ihre luftigen Purzelbäume schlugen....", war ein Kommentar in der Fachpresse. Der Segelflug fand nun endlich als Sportdisziplin Anerkennung im bisher exklusiven Aero-Club der Ballonfahrer und Motorpiloten, was sich nicht zuletzt in den namhaften Zuwendungen aus der neu errichteten Stiftung "Pro Aero" auswirkte.

 

An der ersten Schweizer Segelflugmeisterschaft vom Oktober 1937 in Olten liegen zwei Mitglieder der Segelfluggruppe Baden an der Spitze: Jakob Spalinger erringt mit einer Eigenkonstruktion S-18 den Titel eines Segelflugmeisters. Rolf Walthard klassiert sich im 2. Rang.

 

1938 übernimmt der ehemalige Wettinger Seminarist Medhard Sidler das Sektionspräsidium. Der Segelflugbetrieb entwickelt sich dank dem nun im Birrfeld stationierten Schleppflugzeug "Raab Katzenstein" von Samuel Rupp sehr erfreulich. Max Fischer hat das Glück, dass er beim Flügelbruch des Brugger S-18 erstmals einen Fallschirm trägt, er landet wohlbehalten neben dem Flugplatz wie ein routinierter Fallschirmspringer.

 

Die junge Segelfluggruppe Fricktal sondiert eine Fusion mit der SG Brugg. Mit 8 zu 6 Stimmen lehnen die Brugger ab. Diese frostige Absage mag ein Grund sein, dass bald eine eigenständige Sektion Fricktal entstand, mit der die Sektion Aargau seither in freundschaftlichem Erfahrungsaustausch und guter Kameradschaft verbunden ist.

 

An einem Samstag im März startet Fritz Glur vom Flugplatz Olten und bleibt die ganze Nacht über Aare und Jura. Er steigt am Morgen auf über 3000 m und landet nach 28 Stunden und 6 Minuten, von grossem Durst geplagt, am Sonntagabend wieder vor dem Oltener Hangar.
Das Jahr 1939 verheisst eine ausgezeichnete Flugsaison. Am 31. März taumelt Theodor Kieser eine volle Stunde blind durch die Wolken und erreicht auf dem S-22 eine Überhöhung von 270 m. Willi Kistner glückt am 17. April ein prächtiger Zielflug nach dem Flugplatz Altenrhein.

 

An der zweiten Nationalen Segelflugmeisterschaft belegt Rolf Walthard (SG Baden) den 1. Platz. Max Schachenmann (SG Olten) verbessert den Distanzrekord mit einem Flug nach Mussenhausen (Bayern) auf 216 km.

 

Der Ausbruch des 2. Weltkrieges bringt einen brüsken Abbruch; mit der Mobilmachung wird jeglicher Sportflugbetrieb eingestellt.

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